EXKURS: DAS PFLANZENVERFÜGBARE WASSER

Damit zum Beispiel Landwirte entscheiden können, ob Pflanzen bewässert werden sollten, müssen sie wissen, wie viel Wasser im Boden oder genauer in seinen Hohlräumen, den sogenannten Poren, gespeichert ist. Der maximale Bodenwasserspeicher, der den Pflanzen zur Verfügung steht, heißt in der Fachsprache Feldkapazität (FK).

Nicht das gesamte Wasser, das im Boden gespeichert ist, ist aber für Pflanzen verfügbar. Ist der Boden schon zu stark ausgetrocknet, reicht die Saugkraft der Pflanzenwurzeln nicht aus, um das übrige Wasser aus den Poren aufzunehmen – die Pflanzen verwelken. Das ist der sogenannte permanente Welkepunkt. Für die Bewässerung von Pflanzen betrachtet man daher nur den Anteil der Feldkapazität (FK), der für Pflanzen nutzbar ist. Man spricht hier von der nutzbaren Feldkapazität (nFK) oder dem pflanzenverfügbaren Wasser.

Das pflanzenverfügbare Wasser wird in Prozent (%) ausgedrückt: Bei einer nutzbaren Feldkapazität (nFK) von 100 % können Pflanzen das Wasser aus dem Boden ohne besonderen „Kraftaufwand“ entnehmen. Das Wasser ist also leicht für die Pflanzen verfügbar. Je mehr der Boden trocknet und somit das pflanzenverfügbare Wasser abnimmt, desto stärker muss die Saugkraft der Pflanzenwurzeln sein, um das an den Bodenporen haftende Wasser aufnehmen zu können. Bei einer nFK von 0 % haftet das Wasser so stark an den Bodenpartikeln, dass die Pflanzen es nicht mehr aufnehmen können und sie verwelken. Wenn das pflanzenverfügbare Wasser abnimmt, nimmt also der sogenannte Trockenstress für die Pflanzen entsprechend zu.

Spielen weitere Faktoren eine Rolle?

Das pflanzenverfügbare Wasser hängt stark von der Beschaffenheit des Bodens ab. Zum Beispiel können Böden mit einem höheren Lehmanteil mehr Wasser halten (höhere Feldkapazität) und das Wasser versickert langsamer (niedrigere Leitfähigkeit). Bei sandigen Böden passiert das Gegenteil. Auch das Gelände spielt eine wichtige Rolle in der Verteilung des Wassers im Boden. So bleibt in Tallagen, insbesondere entlang von Flussläufen, der Anteil der nutzbaren Feldkapazität im Allgemeinen hoch (meist über 100 % nFK).

Neben der Tiefe des Grundwasserspiegels ist auch die Bodentiefe wichtig, aus der Pflanzen mithilfe ihrer Wurzeln das im Boden gespeicherte Wasser erschließen können. Diese sogenannte Durchwurzelungstiefe hängt von örtlichen Gegebenheiten, wie etwa Begrenzungen durch Gesteinsschichten ab, aber auch vom Wurzelsystem der Pflanze selbst. Während zum Beispiel die Wurzeln von Bäumen und Sträuchern mehrere Meter tief in die Erde vordringen, sind viele Gemüsearten sogenannte Flachwurzler: Kopfsalat und Frischgemüse, aber auch Erdbeeren beispielsweise wurzeln nur bis in eine Tiefe von 20 bis 30 cm.

Ab welchen Werten werden Kulturpflanzen gewässert?

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Landwirtschaftliche Empfehlungen gehen dahin, dass Gemüsekulturen wie Kopfsalat, Frischgemüse oder Erdbeeren unterhalb einer nutzbaren Feldkapazität (nFK) von 60 bis 70 % gewässert werden sollten. Kulturen wie Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Getreide oder Freilandgemüse wurzeln dagegen tiefer und zeigen sich zudem weniger empfindlich gegenüber Wassermangel. Sie werden in der Regel bewässert, wenn die nFK im Wurzelraum unter 40 bis 50 % absinkt. Generell geht man davon aus, dass sich der Trockenstress unter 50 % nFK wachstums- und ertragshemmend auswirkt, sodass spätestens dann eine Bewässerung empfohlen wird und dass die ersten Welksymptome bei unter 30 % nFK auftreten.